Die Catfish Study Group (CSG) ist die eine englische Vereinigung von Welsfreunden. Neben den monatlichen Treffen und der quartalsweise erscheinenden Zeitschrift „Cat Chat“, richtet sie jedes Jahr auch drei Auktionen aus, bei denen es immer wieder sehr seltene Welse zu ersteigern gibt. Des Weiteren hat die CSG auch ein Züchterprogramm initiiert, um so mehr über das Zuchtverhalten der einzelnen Welsarten zu erfahren. Seit dem Jahr 2000 richtet die CSG alljährlich im mittleren Westen Englands ihre Jahrestreffen aus. Dieses Mal fand es vom 5. – 7. März in Southport in der Nähe von Manchester statt. Wie üblich war die Referentenliste wieder mit hochkarätigen Fachleuten gespickt. Tagungsstätte war das altehrwürdige Prince-of-Wales Hotel, in dem auch schon Mitglieder der britischen Königsfamilie Quartier hielten. Als Veranstaltungsraum diente ein herrlicher viktorianischer Saal mit beeindruckenden Oberlichtern.
Die Veranstaltung wurde am Freitagabend von Danny Blundell eröffnet. Anschließend hielt der CSG-Geschäftsführer und Leiter der Zuchtprogramme Adrian Taylor den ersten Vortrag. Er berichtete über die aktuelle Systematik der Schmetterlingswelse. So informierte unter anderem darüber dass die Gattung Hara eingezogen und ihre Vertreter in die Gattung Erethistes überführt wurden, das betrifft auch die bei uns bekannten Arten wie Hara hara und Hara jerdoni.
Danach ging es zum dem gemütlichen Teil des Abends über. Die Fachsimpeleien mit anderen Welsfreaks dauerten, wie man es ja auch von den verschiedensten Aquarianertreffen in Deutschland kennt, bis in die frühen Morgenstunden.
Am Samstagvormittag hatten die Veranstalter einen Marketplace organisiert. Dabei waren verschiedene aquaristische Vereinigungen mit Informationsständen und diverse Züchter und auch kleinere Händler mit Verkaufsständen anwesend. Mit dem Vortragsprogramm ging es erst wieder am Samstagnachmittag weiter. Einige Teilnehmer nutzen die Gelegenheit eine Tour zu den umliegenden Aquaristikshops zu machen.
Exemplarisch sei hierfür der Aquaristikfachhandel Pier Aquatics von Neil Woodward in Wigan vorgestellt. Wenn man das Geschäft betritt, wird man gleich durch eine Schar beeindruckender Betonbecken empfangen. Hier werden vor allem große Hypostomus luteus, Panaque sp. L191 und weitere größer werdende Arten gehältert. Pier Aquatics bietet seinen Kunden ein reichhaltiges und mit Raritäten gespicktes Fischsortiment. Seine Stockliste konnte dieses Jahr schon mit Harnischwelsen wie Panaqolus sp. „Iquitos“, Panzerwelsen wie Corydoras sp. „Long nose reynoldsi“ (CW012), Corydoras orcesi, Corydoras loretoensis oder auch Schmerlen wie Serpenticobitis octozona und Yasuhikotakia splendida glänzen. Ungewohnt ist die extravagante Anordnung seiner Verkaufsbecken, sie sind treppenartig gestaffelt, wodurch sowohl die Verkäufer als auch die Kunden besser an die Becken herankommen, als bei den herkömmlichen Beckentürmen. Positiv fiel auch die große Zahl an Verkäufern auf, die sich um die Kunden kümmerten.
Das Vortragsprogramm eröffnete am Nachmittag Ingo Seidel mit einem Vortrag über die Suche nach Welsen und Cichliden in Surinam. Er gab eine Zusammenfassung mehrerer Reisen der vergangenen Jahre und präsentierte dabei Bilder der Fische und Biotope u.a. von Corydoras filamentosus, Corydoras nanus, Apistogramma steindachneri, Geophagus brokopondo, aber auch von Harnischwelsen wie Pseudancistrus depressus und Hartia surinamensis.
Nach einer Teepause ging es dann weiter mit Michael Hardman einem englischen Ichthyologen und Schüler von Jonathan W. Armbruster. Er beschäftigt sich vor allem mit evolutionärer Biologie von Welsen. Sein Vortragstitel lautete „Evolutionäre Biologie von Welsen: ‚Was wir schon wissen, und wie viel noch zu lernen ist’“. Exemplarisch zeigte er einige Verwandschaftsverhältnisse neoplecostominer Harnischwelsen auf, und gab Einblicke in seine Arbeit.
Damit endete dann das Vortragsprogramm des ersten Tages, und nach einer Pause gab es dann abends das große Convention Dinner. Hierbei wurden dann die Referenten noch einmal einzeln vorgestellt und ihnen kleine Präsente überreicht. Nach dem Essen kam dann Dr. Peter Burgess zu Ehren, den Nighttalk „Bekenntnisse eines Fischwissenschaftlers“ zu halten. Er gab einen humoristischen Abriss diverser aquaristischer Erlebnisse, und sorgte so für einen kurzweiligen Abend, der dann fließend in weitere Diskussionen überging.
Der Sonntag begann mit einem Vortrag von Claus Christensen, dem langjährigen Geschäftsführer von Tropica Aquarium Plants, mit seinem Vortrag „Bepflanzte Aquarien und Aquascaping“. Er berichtete über seine Reisen in Herkunftsländer exotischer Pflanzen aus denen er auch einige neue Arten für die Aquaristik gewinnen konnte. Des Weiteren sprach er auch über die Auswirkungen von Licht- und Nährstoffveränderungen auf die Pflanzen, was er mittels vieler beeindruckender Unterwasseraufnahmen belegen konnte.
Nach einer kurzen Pause ging es dann mit dem zweiter Vortrag von Michael Hardman weiter. Er berichtete über eine Reise für die National Geographic Society, die er machte, um 90 Jahre nach Eigenmann noch einmal auf dessen Spuren zu wandeln. Das Ziel war eine Bestandserfassung der Fische Guyanas, um auch einmal die Auswirkungen der Zivilisation zu belegen. In den Oberläufen der Flüsse konnte er die meisten von Eigenmann nachgewiesenen Arten bestätigen, und zum Teil auch noch einige unbekannte Arten vorstellen. Dagegen war die Biodiversität in den Unterläufen, vor allem in den stark besiedelten Gebieten, rückläufig, so dass er viele der von Eigenmann gesammelten Arten nicht mehr nachweisen konnte.
Nach dem Lunch kamen dann die Panzerwelsfreunde auf ihre Kosten. Der britische Ichthyologe Markos Alexandrou berichtete über seine Dissertation „Artentstehung und Zusammenleben bei corydorinen Welsen“. Er berichtet über seine phylogenetischen Studien bei denen er mit Hilfe von DNA-Sequenzierungen eine Hypothese der Verwandtschaftsverhältnisse der Corydorinae aufstellte. Dabei analysierte er auch die Mageninhalte, um zu untersuchen, wie sympatrische Arten in der Natur zusammenleben können.
Hierbei kam er zum Teil zu durchaus überraschenden Ergebnissen, so stufte er z.B. Corydoras armatus und Corydoras atropersonatus als eng verwandt ein, und dass Corydoras loretoensis nicht in einer Gruppe mit Corydoras tukano und Corydoras reynoldsi zusammengefasst wurde war doch unerwartet.
Nach einer kurzen Teepause beendete dann Ingo Seidel dann den Vortragsreigen mit seinem Vortrag „Auf der Suche nach neuen L-Nummern im nördlichen Brasilien“. In einer Zusammenfassung mehrerer Reisen in den Norden Brasiliens stellte er hier die neuesten L-Welse vor.
Er zeigte dabei, dass in den brasilianischen Gewässern wohl noch eine Vielzahl potentieller und hübscher Harnischwelse existiert, diese aber aufgrund der aktuellen Entwicklung leider nicht ausgeführt werden dürfen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es sich um bei der CSG-Convention u eine rundumgelungene Veranstaltung handelte, die im Vergleich zu den bekannten deutschen Treffen mit einem deutlich entspannteren, aber dadurch nicht minder interessanten Programm aufwartete. Während sich bei den Treffen hier meist Vortrag an Vortrag reihen, und Zeit für Diskussionen meist nur abends bleibt, ergaben sich bei der CSG Convention auch tagsüber viele Möglichkeiten sich mit anderen Aquarianern und Welsfreaks austauschen.